aktualisiert 27.6.2021


DIE CRÖLLWITZER PUTE                                                                      

Wie der Name vermuten lässt, ist die Cröllwitzer Pute, - die Trägerin des so attraktiven Farbenschlages der Truthühner, im gleichnamigen Ortsteil von Halle, oberhalb der Saale, erzüchtet worden. Die Wildputen, ursprünglich in Mittel- bis Nordamerika beheimatet, fanden nach der Entdeckung Amerikas den Weg nach Europa. Die ersten sollen um 1530 nach Deutschland gelangt sein. Insbesondere Frauen beschäftigten sich damals mit den Truthühnern. Das lag ganz einfach an der familiären Zuständigkeit der Damen dieser herrschaftlichen Häuser für Küche und Erziehung. 

Zielstrebig befasste sich A. Beeck, Direktor und Begründer der ersten staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Geflügelzucht in Halle-Cröllwitz mit der Putenzucht. Eer gilt als der Herauszüchter der „Cröllwitzer“. Veranlasst wurde er zu dieser Neuzüchtung, weil unsere deutschen Puten in allen Farben verhältnismäßig klein waren. Nur unter den Kupfer-Puten, die damals in der Umgebung von Camburg an der Saale gehalten wurden, fand man größere Tiere. Ausgangstiere waren im Jahre 1910 Kupferputen und belgische Ronquières-Puten, weil sie Beek aus Gründen der Größe, Wirtschaftlichkeit und Fleischqualität besonders wertvoll erschienen.

Ihren ersten Höhepunkt erlebte die neue Rasse anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des SV deutscher Putenzüchter im Jahre 1932. Damals erhielten sie auch den Namen "Cröllwitzer Puten", bis dahin wurden sie schlicht als "Gescheckte" bezeichnet. 

Die Cröllwitzer Pute besitzt einen langgestreckten, kräftigen Rumpf. Ihre Hautfarbe ist weiß. Das interessante Zeichnungsbild der Cröllwitzer Puten, kommt dadurch zustande, dass jedes Braun, Bronze und Schwarz ausgefallen ist. Jede Feder erscheint daher rein weiß. Die tiefschwarze Endsäumung ist dabei erhalten geblieben. Auf diese "Endsäumung" erfolgt jedoch noch einmal ein schmaler weißer Streifen.

Cröllwitzer Puten verkörpern den leichten Landputenschlag, die Legeleistung liegt bei ca. 20 – 40 Eier/Jahr zu ca.70 g Gewicht je Gelege. Manchmal sind auch 2 – 3 Gelege möglich. Die Schalenfarbe der Eier ist gelbbräunlich mit dunkelbraunen und rauen Punkten.

Aufgrund ihres Gewichtes wird diese Pute gern als "Portionspute" für den Haushalt bezeichnet. Ein interessanter wirtschaftlicher Gesichtspunkt für Direktvermarkter.

Die Puten gelten als beste und zuverlässigste Brüterinnen und brüten auch die Eier anderer Geflügelarten aus.

Die Cröllwitzer Pute gilt heute als eine alte und gefährdete Nutztierrasse und ist sowohl kulturelles Erbe als auch genetische Reserve. Es ist eine „Landpute“ und gehört damit zu den leichten Farbschlägen.

Die erwachsene Cröllwitzer Pute ist sehr robust und hat ein ruhiges Wesen. Daher stellt sie an den Stall nur geringe Ansprüche und ist deshalb bestens zur Freilandhaltung geeignet. Vorteilhaft ist auch, dass sie gerne und viel laufen (großer Auslauf) und so sich ihr Futter selbst suchen. Bei guter „Erziehung“ (abendliche Fütterung im Stall) kann man der „Liebe zum Fliegen“ begegnen.

Bei Schlachtgewichten der Hennen von ca. 3-4 kg und Hähnen von ca. 5-7 kg sind Portionen für kleine und größere Familien möglich. Die Bratstücke passen als Ganzes in die üblichen Bräter bzw. Familienbacköfen.

Rassebeschreibung des Sondervereins Deutscher Puten- und Perlhuhnzüchter

Hauptfarbe weiß. Hals reinweiß, bei Hähnen leicht gesäumter Oberhals gestattet. An Brust und Rücken beginnend jede Feder am Ende mit schwarzen Saum, welcher an der Brust mit einem 1-2mm breiten Silbersaum, auf dem Rücken mit einem etwas breiteren weißen Saum abschließt. Beim Hahn ist ein schwarzer Oberrücken gestattet. (Das Fehlen des Silbersaumes auf der Brust gilt bis auf weiteres nicht als Fehler. Seine Widererzüchtung wird angestrebt.) Beim Hahn wirkt die Brustzeichnung schuppenartig, bei der Henne ist sie weniger ausgeprägt. Rücken, Schulter, Körperseiten und Schwanzdecken weisen eine stärkere Zeichnung auf. Große Schwanzdeckfedern und Schwanzfedern mit schwarzen Querband und breiten weißen Endsaum. Die Flügelbinden müssen mit schwarzen Endsaum abschließen, Armschwingen weiß; Außenfahnen am Ende schwarz auslaufend. Handschwingen schwarzgrau mit weißem Kiel. Lauffarbe fleischfarbig bis rot. 

Grobe Fehler: Braun im Gefieder; jede andere als tiefschwarze Zeichnungsfarbe. Gewicht: Junghahn 6-7 kg, Althahn 7-8 kg, Junghenne 4-5 kg, Althenne 4-5 kg 

1995 fing unsere Zucht mit 11 von einem Züchter in Thüringen gekauften Eintagsküken an. Aus diesem Bestand mit weiteren Tieren im Tausch aus Erxleben, Hessisch Oldendorf, Woltershausen, Hassloch (Pfalz), Hohenfels (Bodensee), gegenseitigem Tausch bzw. Rücktausch mit Hedel Ammendorf, auch mit Einkreuzung von Masthybriden Ende der 90er Jahre hat sich der heutige Bestand entwickelt. 

Für die Zuchtsaison 2017 wurden einige neue blutsfremde Tiere bzw. Bruteier eingekauft. Soweit die Nachzucht den Anforderungen entsprechen werden Nachkommen in den Bestand integriert. Die 2018 geschlüpften Küken haben die gewünschten Verbesserungen gezeigt. Mit den für 2019 zusammengestellten Elterntiere sollen die Verbesserungen stabilisiert werden.

Im Laufe der Zeit konnten mehrere v-Hähne und v-Hennen auf Vereins-, Kreis- und Landesebene vorgestellt werden. Vereinsmeister bei Groß- und Wassergeflügel (5 mal in Folge), Kreismeister und insbesondere den Landesmeistertitel haben die Kollektionen mehrfach errungen (2000, 2001, 2014, 2015, 2016 war Geflügelpest, 2017, 2018) 

 Zuchtpaar Frühjahr 2021

Entgegen dem Rassestandard ist das Ziel mit 8-9 Monaten bei Hähnen lebend möglichst 10 kg und mit 6-7 Monaten bei den Hennen mindestens 5 kg zu erreichen. Dies erfordert eine entsprechende Standhöhe, Schulterbreite und Fülle der Brustmuskulatur.

Um das Ziel zu erreichen findet ein erster Selektionsschritt zum Zeitpunkt des Beringens statt. Tiere mit unterdurchschnittlichen täglichen Zunahmen erhalten keinen Jahresring. Alle späteren Selektionen erfolgen nach Form und Zeichnung. Die Stämme werden nach Abstammung und im Sinne von Ausgleichspaarungen hinsichtlich Form und Zeichnung zusammengestellt. Eine Zwei-Linienzucht wird nicht praktiziert. Soweit die Vererbung aus den Vorjahren bekannt ist wird dies natürlich berücksichtigt.

An der Zeichnung der Tiere gibt es natürlich keine Abstriche zum Standard. Die Reinheit und Schärfe der Zeichnung sowie ein tiefes sauberes Schwarz steht im Vordergrund. Das inzwischen geforderte 2.Rad ist bei allen Tieren vorhanden. Dies gilt auch für das Vorhandensein der Schenkelzeichnung bei den Hennen und die erkennbare Schuppung im Schenkelbereich bei den Hähnen. In den vergangenen Jahren ist die deutliche Schuppung am Rücken der Hennen vielfach verloren gegangen, auch bei der Bewertung wird sie weniger beachtet. Bei der Zuchttierauswahl wird hierauf inzwischen wieder mehr Wert gelegt.

Die Küken in jedem Jahr stammen meist von 3-4 Hähnen und 4-6 Hennen. Die Zusammenstellung der sehr kleinen Stämme, maximal 1,2, erfolgt so, dass die Abstammungen exakt bekannt sind. Erfolgreiche Paarungen werden in den Folgejahren wiederholt. Eltern deren Nachzucht nicht befriedigt werden geschlachtet. Die Stämme werden nach Abstammung auch im Sinne von Ausgleichspaarungen hinsichtlich Form und Zeichnung zusammengestellt. Die Größe der Stämme ist üblicherweise 1,1 oder 1,2. Soweit die Vererbung aus den Vorjahren bekannt ist wird dies berücksichtigt. An der Zeichnung der Tiere gibt es natürlich keine Abstriche zum Standard. Weitere Merkmale wie Fruchtbarkeit (bei Hähnen wie Hennen), Qualität der Eischalen und auch Eianzahl spielen eine Rolle. Insofern werden u. U. 2 Vollgeschwisterhennen in einen Stamm gegeben, aber nur von einer Henne Küken gezogen. Auf diese Weise soll die Vitalität der Rasse erhalten bzw. gestärkt werden.

Puten können Sie bei uns ab ca. 10 Wochen alte Küken, als ausgewachsene Zuchttiere bzw. Hähne und Hennen zur Gebrauchshaltung bekommen. Küken je nach Schlupftermin ab Juli, ab September dann auch Tiere zur Zucht oder Gebrauchshaltung. Ab Ende Oktober können Sie nach Absprache auch küchenfertig geschlachtete Landputen zum Braten bekommen. 

 Nachzucht 2018

Zuchtjahr 2017

Nach vielen Jahren mit sehr geringer Fremdblutzuführung wurden in dieser Zuchtsaison Tiere (auch Bruteier) aus drei verschiedenen fremden Zuchten dazu gekauft und teils rein fremd aber vorwiegend mit den eigenen Zuchttieren kombiniert. Insofern wird die Küken Anzahl in diesem Jahr doppelt so hoch sein wie sonst. Damit können beim Verkauf völlig blutsfremde Stämme zusammengestellt werden. – Aber das Hauptziel, eine Blutauffrischung, kann über eine sehr strenge Selektion für die Elterngeneration 2018 erreicht werden. 

Zuchtjahr 2018

Mit vielen F1-Tieren aus den Kombinationen mit den zugekauften Tieren gibt es wieder viele Küken. Die Entwicklung läuft prima und die Zeichnungen sehen hoffnungsvoll aus. Auch die Ausstellungsergebnisse sind sehr gut. In diesem Jahr konnte für 2018 wieder der Titel Landesmeister mit den Cröllwitzer Puten erreicht werden.


Zuchtjahr 2019

Mit entsprechenden Kombinationen aus eigener Zucht, F1 und Fremdblut sind die neuen Stämme zusammengestellt. Ende März sollen die ersten Küken schlüpfen. Die gewünschte Qualität hat sich in der Nachzucht gezeigt. Erstmals konnte mit den Ausstellungskollektionen der Vereinsmeister im Ortsverein Schackensleben, der Kreismeister des Kreisverbandes Ohre und der erneute Erfolg Landesmeister 2019 geführt.


Zuchtjahr 2020

Die neuen Kombinationen haben eine sehr gute Nachzucht gebracht. Leider konnten die Tiere durch die Corona-Vorschriften nicht auf Ausstellungen gezeigt werden.